Kunsttherapie

Das therapeutische Wirken durch gestalterische Prozesse

Kunsttherapie

Ursachen unserer Krankheiten

Häufig haben Krankheiten Ursachen, die unserem Verstehen entzogen scheinen. Sie treten plötzlich und unerwartet in unser Bewußtsein, erscheinen uns fremd und manchmal bedrohlich. Wir möchten sie am liebsten auf dem schnellsten Weg wieder loshaben. Doch meist führt das schnelle Loswerden über chemische Medikamente und ist dann eher ein Unterdrücken, als ein Gesundwerden. Die den Krankheitserscheinungen (Entzündungen, Geschwulstbildungen psychische Instabilitäten etc.) zugrunde liegenden Vorgänge bleiben bestehen und führen später zu neuen Erkrankungen, die meist tiefer liegen und schwerer zu behandeln sind. Andere, sogenannte chronische Krankheiten oder Allergien, lassen sich auf diesem Wege immer weniger erfolgreich behandeln.

Kranksein und Gesundwerden

Die hier angedeuteten Vorgänge, die zu unseren Erkrankungen führen, sind keine widernatürlichen, von sich aus krankmachenden Kräfte. Solche Energien sind in jedem Menschen wirksam. Unser Gesundsein macht gerade ein Gleichgewicht solcher Kräfte aus. Es handelt sich bei unseren Krankheiten oft um einseitig gewordene Richtungen von Prozessen in unserem Körper oder in unserer täglichen Lebensweise. Wir könnten sie, je nach Krankheitsbild, auch als geschwächt oder zu kräftig (z.B. Entzündungen), außer Kontrolle geraten (bei Geschwulstbildungen z. B.) oder als isoliert, vereinzelt ansprechen. In jedem Falle kommen sie nicht zum rechten harmonischen Ausdruck. Ein wirkliches Gesundwerden ist immer ein wieder Integrieren solcher Prozesse in unser Leben. Wir leben dann in anderer Weise als zuvor. Sind wir wieder gesund, so haben wir uns verändert, in irgendeiner Weise uns entwickelt.

Was aber hat das mit Kunst zu tun?

Um diese Frage beantworten zu können, müssen wir zuerst unsere Vorstellung von Kunst als etwas nur Außergewöhnliches, etwas, das ich nie kann, aufgeben. In der Kunsttherapie kommt es gerade nicht darauf an, neuen Leistungsdruck zu entwickeln und nur Besonderes schaffen zu wollen. schaffen zu wollen. Will Kunst heilsam wirken, kommt es darauf an, dynamische Prozesse, bestimmte Abläufe in uns, aufzugreifen und gestaltend umzusetzen. Das geschieht in ganz einfacher, aber gezielter Weise, daß es jeder in seiner Art kann und zu neuen Erlebnismöglichkeiten führt.Da die Kunst mit unserem ursprünglichsten Menschsein zusammenhängt, ja unmittelbar daraus fließt, tun dies selbstverständlich auch die angesprochenen Prozesse. Wir berühren durch künstlerisches Arbeiten Bereiche unseres Wesens, die uns sonst verschlossen bleiben, ohne sie zu analysieren oder zu zerreden.

Künstlerische Therapie ist nicht analytisch

Es geht in der Kunsttherapie nicht um das Analysieren unserer Psyche, sondern um das heilsame Gestalten unseres Menschseins als ganzem. Damit kann prinzipiell zu allen Krankheiten Zugang gefunden und Umgestaltungen können eingeleitet werden. Die durch das künstlerische Üben (Zeichnen, Malen oder Plastizieren) angeregten Kräfte wirken tief in unser Wesen und können so in Kontakt treten mit jenen Kräften, die auch unser Kranksein verursachen. Dadurch wird eine Umorientierung und Neugestaltung dieser Kräfte möglich. Festes kann gewandelt, Verschwommenes geformt werden. Seelische Energien lösen sich aus ihrer Gebundenheit an Konflikte und werden wieder frei für neue Erfahrungen. Das alles kann auch sichtbar werden, z. B. in einem Bild oder in plastizierten Formen und uns Befriedigung schaffen, die sich durch rein materielle Dinge nicht erreichen läßt: Ein persönlicher Ausdruck und eine ganz individuelle Gesundheit.

Die Qualifikation des Kunsttherapeuten

Kunsttherapie kann man nicht in Wochenendkursen lernen, obwohl dies immer wieder angeboten wird. Dazu tragen wir als Therapeuten zuviel Verantwortung. Im Grunde läßt sich Kunst und Therapie überhaupt nicht „lernen“. Es bedarf einer mehrjährigen, intensiven Entwicklung der Persönlichkeit in einem darauf abgestimmten Studium. Dies umfaßt u. a. Medizin, Pädagogik, Psychologie und allgemeine Menschenkunde, sowie eine grundlegend bildnerisch-künstlerische Ausbildung. Das wurde uns innerhalb von vier Jahren an einer eigens dafür eingerichteten Hochschule (FH Ottersberg) ermöglicht. Doch ist die Ausbildung mit dem Erlangen eines staatlichen Diploms nicht abgeschlossen. Sie bedarf bei jeder kunsttherapeutischen Begegnung einer neuen Entwicklung.